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Historie der Grafschaft Veldenz


500 v. Chr. Besiedlung durch die Kelten. Treverer (Stamm der Kelten) errichtete für Zeiten der Not und Gefahr eine Fliehburg (Standort Schloss Veldenz) die mit einer »murus gallicus« einem sog. Keltenwall abgesichert wurde. (Reste noch vorhanden - werden im Volksmund »Heidenmauer« genannt), ca 50 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr. Besiedlung durch die Römer.

Die Römer schafften sofort nach der Eroberung des jeweiligen Landes feste Straßenverbindungen zwischen den großen Stützpunkten (sog. Römerstraßen) für Nachschub und Versorgung ihrer Legionen und zur späteren wirtschaftlichen Erschließung. So entstanden die Römerstraßen Trier-Mainz (Hunsrück) und Trier-Köln (Eifel). Zwischen den großen Straßen wurden Querverbindungen geschaffen, so u.a. von der Römerstraße Trier-Köln von den Eifelhöhen absteigend durch das Liesertal, die Mosel auf einer noch bekannten Furt querend, weiter durch das »Veldenzer Tal«, dem Hinterbach folgend den Hunsrück ersteigend bis zur Römerstraße Trier-Mainz nicht weit von Belginum. Gesichert waren diese Verbindungen durch Kastelle, Türme u.ä. – so auch in Veldenz und Burgen.

Bis zum Ende der römischen Herrschaft im Jahr 486 war das Veldenzer Land als Brückenkopf zwischen Hunsrück und Eifel römisches Staatsgut. Chlodwig I – König der Merowinger (Die Merowinger waren das älteste bekannte Königsgeschlecht der Franken) unterstellte nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft das Veldenzer Land der Krone.

Nach der Eroberung des Gebietes links des Rheins erhielt jeder Franke soviel Land zugeteilt, wie er für die Ernährung seiner Familie brauchte. Nur die Edlen erhielten größere Gebiete und bewirtschafteten dieselben mit Hilfe von Unfreien. So erhielt der König selbst unter anderem auch das Gebiet um Veldenz als Krongut. Stammsitz der Merowinger (Frankenkönige) war Tournay in Flandern. Die gleichzeitigen Flurnamen »auf Tornay« auf dem Brauneberg und auf der Hardthöhe sind Besitzbezeichnungen und weisen hin auf den südlichsten und nördlichsten Grenzpunkt des Krongutes, der späteren Grafschaft Veldenz. Im Jahr 590 schenkte Childebert II. das Krongut dem Domkapitel (Hochstift) von Verdun »des Weines wegen«, wie es eine von mehreren Quellen ausdrückt. Dazu gehörten an der Mosel die 6 Dörfer Veldenz, Mülheim, Burgen, Brauneberg (ehem. Dusemond), Gornhausen und Andel, aber auch Gebiete zwischen Lauter und Nahe, die damit ebenfalls Eigentum des Bistums Verdun wurden.

Als Verwalter wurden Vögte eingesetzt. Für die der Schenkung folgenden ca. 500 Jahre ist m.W. kein Vogt namentlich bekannt. Im Jahre 1086 finden wir einen Emicho als Inhaber der Vogteien Veldenz, St. Medard bei Meisenheim, Lauterecken, Baumholder, Wolfersweiler, Freisen, St. Wendel und Tholey. Die Vogtei Veldenz verzeichnet 1086 vier Pfarreien, nämlich Dusamant (Brauneberg), Molins ( Mülheim) Valdentia (Veldenz) und Borg (Burgen). Der Titel »Graf« wurde anfänglich nur für die Betreuer eines Gaues gebraucht. Nach 1050 wird er allmählich eingeführt auch für die Vögte kleinerer Gebiete. Erstmals der eigentliche Vogt Gerlach wird 1129 als »Comes de Feldenza«, als Graf Gerlach I von Veldenz genannt. Der neue Name verrät meist auch die Anlage einer Burg. Erstmals in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I (Barbarossa) wird 1156 Burg Veldenz erwähnt. Damit existiert die Grafschaft Veldenz. Unabhängig von Verdun wurde die Grafschaft Veldenz entsprechend der allgemeinen Entwicklung erst Ende des 13. Jahrhunderts. Schon Anfang des 13. Jahrhunderts wird in Verträgen von Dienstleuten berichtet, die die »Burghut« ausübten – das bedeutet, dass die Grafen die Burg nicht als dauernden und ausschließlichen Wohnsitz benutzten. Schon in dieser Zeit waren Meisenheim und zeitweise Lauterecken Wohnsitz der Grafen von Veldenz.

Mit Gerlach V starb das erste Geschlecht der Grafen von Veldenz in männlicher Linie aus. Seine Tochter Agnes begründete durch Heirat mit Heinrich von Geroldseck das zweite Grafengeschlecht derer von Veldenz. Heinrich von Geroldseck – Graf von Veldenz, wollte Veldenz zur Stadt machen. Kaiser Rudolf von Habsburg verlieh ihm für das Dorf Veldentzen Stadtrechte und einen Wochenmarkt, Urkunde vom 22. April 1286. Stadt werden konnte Veldenz nicht. Das Gebiet war einfach zu klein. Dieses zweite Geschlecht der Grafen von Veldenz starb 1444 in männlicher Linie aus. Erbgräfin Anna, als letzte des zweiten Geschlechtes heiratete den dritten Sohn des deutschen Kaisers Ruprecht von der Pfalz und begründete damit das dritte Geschlecht. Der gesamte Veldenzer Besitz kam so an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken. Die Zweibrücker erbten zugleich Titel und Wappen ihrer Veldenzer Ahnen, den blauen Löwen mit roter Zunge in silbernem Feld, der von 1453 ab unter Pfalzgraf Ludwig mit den blauweißen bayrischen Rauten und dem pfälzischen Löwen in einem Wappen geführt wurde. Sie nennen sich: “Pfalzgrafen bei Rhein, Herzöge in Bayern, Grafen zu Veldenz“. Im Jahre 1543 entstand durch Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Veldenz. Diese, die vierte Linie starb 1694 aus. Nach längeren Erbstreitigkeiten kam die Grafschaft an die Kurpfalz und durch Herzog Karl Theodor, der Kurfürst von Bayern wurde von 1775 bis 1795 an Bayern. Dann folgten von 1795 bis 1814 die Jahre unter französischer Herrschaft. Am 1. April 1817 übernahm Preußen die aufgelösten Kleinstaaten als Rheinprovinz die nach dem zweiten Weltkrieg 1945 aufgelöst wurde.

Wirtschaft und Kultur der Grafschaft Veldenz


Über das Wirtschafts und Kulturleben sowie über bedeutende Ereignisse der allgemeinen deutschen Geschichte, soweit sie Veldenz berührten, kann hier nur wenig gesagt werden:

Neben einer bescheidenen kleinen Landwirtschaft zum eigenen Bedarf war der Weinbau der Träger des Wirtschaftslebens. Weinbergsnamen mit geschichtlicher Beziehung finden sich im »Römerberg« (Burgen), im Helenenberg und Klösterchen (Mülheim), im Brauneberg mit Tornay, »in den Juffern« (Weingut der ledigen Töchter des kurpfälzischen Kammerrats Wunderlich), »in der Kammer« (Besitz der Hofkammer). Als herrschaftliche Weingüter kommen vor: Tholeyer Hof, Bürresheimer Hof, Manderscheider Hof, von Heyden in Brauneberg, von der Leyen in Mülheim, Veldenz, Burgen und viele andere.

An herrschaftliche Besitzungen erinnern bei Gornhausen die »Metzwiese« und das »Züscher Wäldchen«, Güter der Freiherrn von Metzenhausen und der Grafen von Hunolstein Züsch.

Unter Pfalzgraf Georg Hans (1543 - 1592) begann der Bergbau mit Kupfer- und Bleiglanzerzen im Veldenzer Tal, eingestellt etwa 1785, am Feitelerhang aber noch bis 1870 betrieben. Die Berichte aus unserer Zeit über eine lohnende Goldwäscherei und über märchenhaften Goldreichtum der Grafen von Veldenz sind irreführende Übertreibungen. Im Goldbachtal bei Andel, wo hin und wieder kleine Goldkörnchen gefunden wurden, ließ Kurfürst Karl Theodor in den Jahren 1769-1776 nach Gold suchen, hatte aber mit den wenigen Körnchen den gleichen Misserfolg wie vor ihm schon andere Spekulanten.

An sonstigen gewerblichen Betrieben finden sich: Rotgerber, Weißgerber, aus der »Perückenzeit« eine Puderfabrik in Dusemond (heute Brauneberg), dort in drei Generationen die Klavierbauer Schiffmann, Hutmacher, in Mülheim werden 1779 »einige recht gute Seifenfabriken« erwähnt. Dann gab es Färber, Weber, Spinnraddrechsler, Pinnenschmiede und auf dem Veldenzer »Hammer« Kettenschmiede. Alle diese Berufe fielen unserer technisierten Zeit zum Opfer, nur Haus und Familiennamen erinnern noch an sie.

In die Anfänge der kurpfälzischen Regierung fällt auch die Einführung der Kartoffel. Eine Verordnung aus dem Jahre 1746 spricht bereits von einem »flürlichen« Anbau; auch ein Prozess des Hospitals Cues gegen die Gemeinde Burgen wegen des Kartoffelzehnten weist auf den Anbau um diese Zeit hin.

Schlechte Weinjahre zwangen zur Umschau nach anderen Erwerbsquellen. Man versuchte es mit der Zucht der Seidenraupe. Um 1840 bestand in Dusemond unter Oberförster Ludwig eine Baumschule zur Versorgung der Züchter mit Maulbeerbäumen. Es blieb beim Versuch, man kehrte zum Wein zurück. Im Rechtswesen bestand für Zivilstreitfälle ein eigenes besonderes Veldenzer Landgericht. Straftaten besonders schwerer Art kamen vor das überstaatliche Hochgericht Bernkastel. Nur im »Burgfrieden«, einem abgegrenzten Bezirk im weiteren Umkreis der Burg, besaßen die Grafen für schwere Vergehen die eigene Blutgerichtsbarkeit »über Hals und Bein«, der dazugehörige Galgen stand auf Strähls.

Die Grafschaft Veldenz im Spiegel historischer Ereignisse


Bedeutende allgemeine geschichtliche Ereignisse berührten auch die Grafschaft Veldenz; das 16. Jahrhundert brachte die Einführung der Reformation. Die hervorragendste Fürstenpersönlichkeit dieser Zeit ist Pfalzgraf Georg Hans, der durch die Heirat einer schwedischen Königstochter die verwandtschaftlichen Beziehungen zu Schweden begründete und 1566 deutscher Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichstag wurde. Als Reichsfürst durfte er eigene Münzen prägen. Veldenz besaß Erzbergwerke und eine Münzstätte. Weitsichtig und genial forderte er vom damaligen Reich eine Verbindung der bayrischen Alpenflüsse durch Kanäle, einen Kanal Saar Rhein, Kanalisierung der Mosel, Schaffung einer Reichsflotte, die Eigensucht der deutschen Fürsten verstand ihn nicht, man verlachte ihn. Unter seinem Sohn Georg Gustav erlebte die Grafschaft die erste Hälfte des 30jährigen Krieges. Veldenz war von 1627 bis 1648 durch Kurtrier besetzt. Der letzte Veldenzer, Leopold Ludwig, bemühte sich, die Kriegsfolgen zu beseitigen. Gestützt auf einen vieldeutigen Ausdruck im Friedensvertrag von Münster, betrieb Frankreich die Wiedervereinigung (Reunion) aller Gebiete links des Rheins, die in den Anfängen des ersten Reiches irgendwie von inzwischen französisch gewordenen Gebieten abhängig gewesen waren. Veldenz, als ehemaliges Lehen Verduns, wurde am 16. Juli 1680 besetzt und gegen den Protest Leopolds mit weiteren Gebieten der Veldenzer an Frankreich angegliedert. Leopold, der letzte Veldenzer starb, seiner Länder und Kinder verlustig, einsam und verlassen im Bergherrenhof zu Straßburg, aber ehrenvoll aus der Geschichte abtretend nach dem Wahlspruch seines Vaters: »Ich will lieber ehrenvoll sterben, als in äußerster Enge ein Leben ohne Freiheit führen.«

Verfasser: Manfred Schüler

Quellen:
Verschiedene Ausarbeitungen vom »Chronisten der Grafschaft Veldenz«, Rektor Albert Molz
Paul Kittel: »Georg Hans« Editions du Musée de Phalsbourg – 2002
»Die Mosel« von Ludwig Mathar, I.P. Bachem Verlagsbuchhandlung G.m.b.H. Köln - Datum unbekannt
»Geographische Beschreibung der Kur–Pfalz«, von Joh. Goswin Widder, Frankfurt 1788
u.a.m.